Du segelst mit Deinen Freunden das 1. Mal mit – hier findest Du Einiges in Kurzform, das Du bereits vor dem Anblegen wissen solltest:

 

(Dein Skipper wird sich darüber freuen!)

 

(diese Aufstellung erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sie soll die Einweisung in die Sicherheits- und Rettungsmittel um sicheres Verhalten für Freizeit-Mitsegler im Umgang mit alltäglichen Situationen und einen gut funktionierenden Ablauf auf einem Segelboot ergänzen).

 

Abdrücken des Bootes: Wenn man das Boot z.B. vom Steg oder vom Nachbar abdrückt, dann bitte nicht an der Reling abdrücken. Die Reling des eigenen Bootes und die des Nachbarn ist instabil und kann dadurch beschädigt werden. Immer den Bootsrumpf selbst wegdrücken. Gut geeignet hierfür sind die Wanten des Nachbarbootes.

 

Ausrutschen: Besondere Vorsicht ist geboten auf nassen glatten Flächen. Eine besondere Rutschgefahr stellen auf Deck herumliegende Segel dar. Darum nicht benötigte Segel immer sofort verstauen.

 

Backkisten, Ankerkistendeckel und Einstiegsklappen sind !immer! bei jedem Öffnen sofort anzubändseln (Klappe kann sonst zufallen und Finger, Kopf etc. prellen) – nach Gebrauch sofort schließen (Absturzgefahr!) nicht zufallen lassen – sorgsam schließen.

 

Fahrt bei Starkwind und Nacht: Ab Einbruch der Dämmerung und Tagsüber bei Starkwind sind grundsätzlich für jeden die Rettungswesten anzulegen. Auf Deck und in der Plicht ist das Einpicken der Lifeline in die Sorgeleine obligatorisch! Beim Umpicken immer zuerst in den nächsten Sicherheitsabschnitt einpicken, erst dann den alten Karabiner freimachen. Die fortwährende Sicherheitsbefestigung darf nie ungesichert freigegeben werden (Gefahr des Überbordgehens und nicht mehr gefunden werdens) 

 

Ferngläser, Fotoapparate, Handies, Sonnenbrillen, Kappen usw. sind entweder mit den dafür vorgesehenen Schlaufen umzuhängen oder mit einem selbst konstruiertem Bändsel an einem Körperteil mit zu befestigen - solltest Du diese nach Deinem Segelurlaub noch gerne haben wollen.

 

Gasflasche wird sofort nach Gebrauch wieder abgedreht (Explosionsgefahr)

 

Geschirr ist so zu lagern – auch in den Geschirrkästen / aus- bzw. festpolstern - , dass es nicht durch die Gegend fliegen kann. Noch nicht gespültes Geschirr lagert man während der Fahrt am besten in der Spüle, sofern dieses nicht so viel ist, dass es bei Krängung den Deckel der Spülabdeckung aufdrückt und dann dieser durch den Salon rauscht.

 

Kühlschrank unter Segel abschalten, unter Motor einschalten (Batterieladung)

 

Leinen sind grundsätzlich einzuholen. Keine Leinen über Bord hängen lassen! (Gefahr des Verwickelns in der Schraube). Wenn diese gerade nicht verwendet werden, so sind diese zu klarieren (= zur sofortigen Verwendung vorbereiten) von Knoten befreit und sauber aufgewickelt in den dafür vorgesehenen Backkisten zu verstauen.

 

Motor starten: er wird grundsätzlich ausgekuppelt gestartet. Prüfen, dass keine Leinen heraushängen (auch auf Moorings und Hafenleinen achten), Wasseraustritt aus Auspuff muß gewährleistet sein (Kühlung!), Öl- und Ladekontrolle prüfen – wenn nicht ok, Motor wieder abschalten.

 

Der Navigationstisch  wird nur als Navigationstisch verwendet. Was nicht zur Navigation gehört, hat darauf auch nichts zu suchen.

 

Niedergangdeckel und Decksluken sind während der Arbeiten auf Deck geschlossen (Unfallgefahr: Absturz, Beinbruch etc.)

 

Reisegepäck: Da der Platz auf Sportyachten relativ begrenzt ist, sind als Reisegepäck Taschen und/oder Seesäcke zu verwenden. Auf keinem Fall mit Koffern anreisen. Es gibt hier Probleme, diese auf dem Schiff zu verstauen.

 

Ruderstand: Nie durch das Ruder greifen, um z.B. den Gashebel zu bedienen (Behinderung der Manövrierfähigkeit sowie Verletzungsgefahr durch Einklemmen und Quetschen des Armes), dazu immer über das Steuerrad greifen. Ebenso ist das Steuerrad kein Griff zum Einhalten, sondern ausschließlich als Steuerrad zu benutzen (als Haltegriff ist dieses zu labil und kann beschädigt werden). Um sich festzuhalten, dient der Festhaltebügel vor dem Steuerrad.

 

Schuhwerk (Turn/Segel-Schuhe – Feste Sportsandalen gehen auch) mit heller bzw. nicht radierender Sohle ist während aktiver Segelarbeit zu tragen (Ausrutschen und Verletzungsgefahr an Klampen, Schienen etc. - helle Sohle um keine schwarzen Schmierer an Deck zu hinterlassen)

 

Seeventile (z.B. Toiletten, Spüle etc.) werden nach Gebrauch wieder geschlossen (Gefahr des Wassereindringens bei Fahrt)

 

Toilettenbenutzung: Toiletten ohne Fäkalientank in Häfen nicht benutzen. Primär die Toilette so verlassen, dass sich der Nächste nicht grausen muss. Prüfen ob Sicherung der  Wasserpumpe für das Waschbecken in der Toilette am Navigationstisch eingeschaltet ist. Seeventile in der Toilette öffnen. Beim Spülen gibt es zwei Pumpstellungen (Kippschalter an der Schüssel) Zuerst Wasser ansaugen (Pumpe), dann Kippschalter umlegen und abpumpen. Vorgang mehrmals wiederholen. Wichtig: Maximal pro Spülvorgang ein Blatt Toilettenpapier verwenden! (Wer die Pumpe verstopft, darf diese dann selbst reparieren und das ist eine Drecksarbeit!). Nach dem Benutzen Seeventile wieder verschließen ggf. Wasserpumpensicherung wieder abschalten.

 

Winschkurbeln sind entweder in den dafür vorgesehenen Köchern nahe der Schotwinschen aufzubewahren oder in den Winschen für Arbeitszwecke eingesteckt zu lassen. Einen andere Aufbewahrung gibt es nicht! (Gefahr des Verlierens). Winschkurbeln sind so konstruiert, dass diese mit einer Hand aus der Winsch gelöst werden können.

 

Winschen sind im Uhrzeigersinn zu belegen 2 bis 3 Lagen. Sporthandschuhe sind empfehlenswert. Beim Fieren der Schot über die Winsch ist in jedem Fall von der Winsch mit den Händen genügend Sicherheitsabstand zu halten ca. ab 80 cm – auf keinem Fall in die Winsch greifen! (Quetschung der Finger)

 

Damit Du weißt, was gemeint ist, solltest Du folgende Fachausdrücke kennen:

 

Der Bug ist beim Boot vorne, achtern ist hinten, steuerbord in Fahrtrichtung rechts und backbord links. Die Plicht ist das wo man draussen sitzen kann. Die Bilge ist im Bootsinneren der tiefste Punkt. Eine Winsch, ist eine Umlenkrolle, die zur Übersetzung der Schoten dient. Schoten sind die Seile, mit denen man die Segel dichter holt oder fiert. Eine Schot oder eine Leine dichter holen heißt, diese etwas näher heranziehen. Eine Schot oder eine Leine fieren heißt, diese kontrolliert nachlassen (frei geben). Fallen sind Leinen, mit denen man am Boot Dinge rauf und runter lassen kann z.B. die Segel. Bei einem Slup getakteltem Segelboot (das sind die meisten Sportsegelboote) ist das vordere Segel die Fock oder Genua (=längere Segelversion) und das große Segel am Mast das Großsegel. Die große lange Stange, die in den Himmel ragt ist der Mast. Der Balken am unteren Ende des Großsegels heißt Großbaum. Das Seil meist mit dazugehörigen Umlenkrollen, mit dem man das Großsegel dichter holt oder fiert, ist die Großschot. Die beiden Seile mit denen Du die Fock oder Genua fierst oder dichter holst sind die Vorschot. Sollte das Boot hinten auch noch ein Segel haben, so wäre das der Besan. Die Drahtseile, mit denen der Mast gehalten wird, heissen an der Seite Wanten, vorne und hinten heissen diese Stagen. Eine Klampe ist der komische auf den Booten montierte Doppelhaken, auf dem man verschiedene Seile belegen kann (dieser Belegeknoten ist im Anhang beschrieben). Ein Aufschießer ist, wenn man das Boot mit dem Bug direkt gegen den Wind stellt (das Boot kommt dann zum Stillstand). Eine Wende ist ein  Richtungswechsel, bei dem man mit dem Bug durch den Wind geht. Eine Halse ist ein Richtungswechsel, bei dem man mit dem Heck durch den Wind geht. Abfallen ist, wenn man mit dem Boot etwas mehr aus der Gegenwindsituation herausgeht. Anluven ist das Pandon dazu. Lee ist die Seite, auf welcher der Wind geht. Luv ist die Seite, von welcher der Wind kommt. Bläst der Wind von schräg vorne, so befindest Du Dich auf einem Amwind-Kurs. Fährst Du auf so einem Kurs zick zack gegen den Wind, so bist Du auf einem Kreuzkurs. Kommt der Wind noch steiler seitlich von vorne, bist Du hart am Wind. Fällt der Wind seitlich in einem 90 Grad Winkel ein, fährst Du mit halbem Wind. Kommt der Wind von schräg hinten, dann fährst Du einen raumen Kurs. Kommt der Wind direkt von hinten, dann befindest Du Dich auf einem achterlichen Kurs oder platt vor dem Wind. Fender sind die sonderbaren Gummibälle, die auf der Seite des Bootes herunterhängen, damit Du das Boot z.B. im Hafenbecken nicht zerkratzt. Dass Du weißt, was ein Anker ist, davon gehe ich aus.

 

Hier noch etwas zum besseren Ablauf des Bordlebens:

 

Von Bord gehen: Ein Hafenaufenthalt ist etwas schönes. Damit es auch für alle Beteiligten und den Skipper so bleibt und langwieriges Suchen der Mannschaft vor dem Auslaufen vermieden wird, gibt jedes Crew-Mitglied vor Verlassen des Schiffes, dem Skipper oder dessen Stellvertreter Bescheid, wo es hingeht und wann es wieder kommt. Untereinader die Handy-Nummern auszutauschen, ist ebenso sinnvoll.

 

Einnahme von Medikamenten oder bekannte Krankheiten sind dem Skipper vor Reiseantritt mitzuteilen. Dies geschieht nicht deswegen, weil der Skipper so neugierig ist. Vielmehr ist diese Information für den Skipper bei einen Notfall bzw. für das Wohlergehen des betroffen Crewmitglieds wichtig.

 

Gemeinsames Essen und Trinken an Bord ist ein wichtiger gesellschaftlicher Bestandteil einer Crew und dies fördert sicherlich auch die Freude am gemeinsamen Freizeitvergnügen. Wenn dieses aber so weit geht, dass jeder mit seiner abgeleckten Gabel in der Serviersalatschüssel wahllos herumstochert, so ist dies sicherlich nicht jedermanns Sache.

 

Seekrankheit ist eine wirklich ernst zu nehmende Krankheit, sofern jemand damit zu kämpfen hat. Sie besteht  zum Teil aus einem physischen und zum andern Teil aus einem psychischen Element. Keiner ist vor diesem Phänomen wirklich sicher. Jedoch wenn sie ausgestanden ist, bleibt kein Schaden. Viele Menschen nehmen dagegen Medikamente. Gut darüber könnte man nun lange diskutieren. Ich für mich selbst habe hier festgestellt. wenn sich eine Person schon lange hierüber ängstigt,  bevor diese überhaupt auf das Boot geht, so ist sie dafür wesentlich anfälliger. Weiters habe ich festgestellt, wenn man sich am Segelleben (ich empfehle Rudergehen) aktiv beteiligt, so ist das Phänomen seekrank zu werden wesentlich geringer oder ganz ausgeschaltet.. Solltest Du dennoch seekrank werden, so wird  dich ein gewissenhafter Skipper am Boot mit Life-Belt anhängen, Dich mit viel Flüssigkeit versorgen, Dir Aufgaben zuteilen, die Du erledigen kannst, um Dich abzulenken. Weiters solltest Du Dich warm halten. Im Regelfall dauert eine Seekrankheit nicht länger als drei Tage. Dann bist Du seefest!

Weiter hat sich herausgestellt, dass die Einnahme von Vitamin C sehr gut sein soll. Ein oder zwei Glas Orangensaft am Morgen haben hier schon die nötige Wirkung.

 

 

Im Anhang findest Du die meiner Meinung nach 6 wichtigsten Knoten, die Du beherrschen (nicht sollst!) musst. Du wirst diese Knoten immer wieder brauchen und manchmal muss es eben etwas flotter gehen.

 

  

 

Webeleinstek (zum Befestigen der Fender an der Reling):

 

 

 

 

Achterknoten (verhindert das Ausrauschen einer Schot):

 

 

 

Kreuzknoten (zum Verbinden zweier gleicher Seilenden):

 

 

 

Palstek (zum Festmachen an einer Boje oder Poller):

 

 

Roundtörn mit zwei halben Schlägen (zum Festmachen an einem Ring):

 

 

  

Belegen einer Klampe (damit wird sehr viel festgemacht – z.B. Anlegeleinen, Fallen - Wichtig dabei ist, dass das freie „lose“ Ende oben ist und somit nicht auf Zug – sonst hat man beim Öffnen erhebliche Probleme!):

 

 

 

 

Anmerkung zur Vervollständigung bei den Knoten: Wer gerne eine Fleißaufgabe machen möchte, kann auch noch folgende Knoten üben. Diese werden zwar verwendet, finde ich aber lediglich zum Mitsegeln nicht so wichtig:

 

Stopperstek: zum Verbinden zweier Seile mit Verstellmöglichkeit (z.B. beim Schleppen)

 

Schotstek und doppelter Schotstek: ist eine guter Knoten zum Verbinden zweier verschiedener Seile

 

Slipstek: kuzzeitiger Festmacher – ich finde diesen Knoten als unsicher und verwende ihn nie

 

Viel Spaß beim Üben – Peter Steyrer

 

Verfasser: Peter Steyrer - Fotos: Peter Steyrer

C: Peter Steyrer 2002 (Text und Bilder dürfen zu Übungszwecken mit Angabe des Verfassers vervielfältigt werden!)

Letztmals überarbeitet Aug. 2006